70 Jahre WLV – Die Laufbewegung
  01.04.2021 •     WLV , Top-News WLV , 70 Jahre WLV , Breitensport


„Mit einer gewissen Berechtigung kann behauptet werden, dass der Breitensport in Württemberg erfunden wurde“, so die Einleitung zur historischen Aufarbeitung des Breiten- und Freizeitsports von Manfred Schwinghammer im Buch „Zeitnahme – Württembergische Leichtathletik 1894-2000“ (Vaihingen/Enz, 2000). Aus diesem Grund sollte die Volkslauf- und Lauftreffbewegung im Rahmen der Beiträge zu 70 Jahre WLV nicht unerwähnt bleiben.

1963 war die Geburtsstunde des Volkslaufes mit einem 12-Kilometer-Lauf in Bobingen (Bayern), organisiert von Otto Hosse, der spätere erste Volkslaufwart des DLV. Bereits ein Jahr später organisierte Harold Gähr (WLV-Volkslauf-/Breitensportwart von 1969-1989) in Frickenhausen (Kreis Esslingen) den ersten Volkslauf in Württemberg.

Ab 1965 wurde der Volkslauf in das Wettkampfprogramm des DLV aufgenommen und auch im WLV fanden mehr und mehr Volksläufe statt. Die ersten Läufe aus dieser Zeit waren u.a.:

  • Fleiner Cross-Serie
  • Kisslegger Silvesterlauf
  • Waiblinger Stadtlauf
  • Bodensee-Marathon Kressbronn
  • Silvesterlauf Fluorn-Winzeln
  • Schurwaldlauf Rommelshausen
  • Nikolauslauf Tübingen

Werden Erfolge nach Teilnehmerzahlen bewertet, so ist der Volkslauf eine Erfolgsgeschichte. Es vermehrten sich fast ununterbrochen sowohl die Anzahl der angebotenen Volksläufe als auch die Gesamtteilnehmerzahl. Seit 1979 wurden bei WLV-genehmigten Laufveranstaltungen in Württemberg insgesamt knapp 4,5 Mio. Volkslaufteilnehmer*innen gezählt. Auch die seit 1970 durchgeführten WLV-Volkslauf-Mannschaftsmeisterschaften, die in erster Linie mit den Namen Claus Baumann, Bernhard Businger und Lothar Otto verbunden werden, haben zu dieser enormen Teilehmerentwicklung beigetragen.

Verstärkt wurde dieser Trend durch die allgemeine Fitnesswelle, den „Trimm-Dich-“ und  „Sport-Spiel-Spaß-Aktionen“ und in den 70er-Jahren durch die Lauftreffs als öffentliche „verbindlich-unverbindliche“ Organisationsform. Im Frühjahr 1975 wurden die ersten bundesweit für Aufmerksamkeit sorgenden Lauftreffs in Nellingen, Nürtingen und Tübingen gegründet. Aus dem Lauftreff wurde auf Anhieb ein „Erfolgstreff“ und nahm ab 1993 Walking, dann auch Nordic Walking in das Angebot mit auf. In Württemberg ist der Lauftreffpionier Friedemann Haule mit seinen Sternläufen anlässlich der Leichtathletik-Europameisterschaften 1986 und der Leichtathletikweltmeisterschaft 1993 in Stuttgart in steter Erinnerung. Der damalige langjährige Volkslaufwart, Claus Baumann erinnert: „Im Rahmen der LA-WM 1993 fand der IGA-Volkslauf mit anschließender Siegerehrung in der Container-City am Schloßplatz statt. Er hat auch den Impuls gegeben, im Jahr 1994 den 1. Stuttgart-Lauf zu initiieren.

Auch die Erfassung und Auswertung der Laufveranstaltungen hat sich weiterentwickelt. Heute ist es für junge Leute kaum mehr vorstellbar, mit wie viel manueller Arbeit anfangs gearbeitet werden musste. Onlineanmeldungen, Ergebnislisten im Internet, Urkunden selbst ausdrucken, …, davon hätte man vor fast 60 Jahren nicht mal träumen können. Elektronische Uhren und die Zeiterfassung per Chip und die Fortschritte im Computerbereich machen heute vieles einfacher. Das hat aber leider auch dazu geführt, dass viel Laufgemeinschaft/Teamgeist/Zusammensein nach einem Volkslauf vor Ort verloren gegangen ist. „Durch die relativ wenigen Volksläufe im Land war in den Anfangsjahren der Laufbewegung eine gemeinsame Fahrt z.B. vom Bodensee bis in den Stuttgarter Raum und darüber hinaus bzw. umgekehrt, keine Seltenheit. Der Volkslauftag war ein Ganztagesausflug mit Familie“, so Claus Baumann. „Die Veranstaltungen haben sich gewandelt: Schätzte man früher schöne Strecken in beschaulichen Gegenden bei teils familiärer Atmosphäre, geht heute der Trend zum „Event“! Mehr Kommerz und großer Umtrieb --- es ist halt so. Später hatte fast jeder Ort einen Lauf anzubieten und die Wege demzufolge kurz.“

„Die (Volks-) Laufbewegung… und kein Ende“

Wenn es auch pandemiebedingt in 2020 nur wenige Volksläufe und gemeinsames Sporttreiben im Lauftreff gab und es wohl in 2021 noch nicht zu altgewohnten Abläufen kommen wird, bleibt festzuhalten und zu hoffen, dass die Laufbewegung nach wie vor als („die“) tragende Säule des Breitensports in Württemberg und in Deutschland gelten wird.

Für Laufveranstalter und Lauftreffs wird es in den kommenden Jahren eine Herausforderung sein, weiterhin attraktive und innovative Angebote für alle Zielgruppen zu gestalten. Vom Volkslauf zum City-Marathon…, vom (Nordic-)Walking und Jogging zum Running mit verschiedenen Streckenlängen, Berg- und Seenläufe, Cross-Serien durch profiliertes Waldgelände, für alle Altersgruppen vom Anfänger bis zum ambitionierten Sportler. Immer nach dem Motto „Laufen ist die schönste Nebensache der Welt – und gemeinsam macht es noch mehr Spaß!“. (Claus Baumann, Silvia Ochs)

Interview mit Friedemann Haule zur Eröffnung des 1. Lauftreffs in Nellingen am 19. April 1975

Das Interview führte Dr. Günther Currle in der Sendung „Mittagsmagazin“ im 3. Programm des Süddeutschen Rundfunks. Dr. Currle war zu dieser Zeit gleichzeit Pressewart des WLV.

Bundespräsident Walter Scheel hat Mitte der Woche eine neue Aktion des Deutschen Sportbundes ins Leben gerufen, eröffnet kann man sagen. Trimm-Trab-Aktion nennt sie sich. Laufen ohne zu schnaufen. Nun, der Württembergische Leichtathletik-Verband hat diese neue Aktion übernommen in Tübingen und heute auch in Nellingen. Sie nennen es nun „Lauftreff Nellingen“. Näheres darüber hören Sie jetzt von unserem Kollegen Günther Currle:

Currle: Herr Haule, Sie sind der Lauftreff-Leiter in Nellingen. Lauftreff, Trimm-Trab, diese Schlagworte, was steckt eigentlich dahinter? Was ist Lauftreff?

Haule: Ein Lauftreff ist eine sportliche Veranstaltung, bei der Laufwillige aller Kategorien sich treffen, um gemeinsam zu laufen.

Currle: Nun kann man sich natürlich vorstellen, dass jemand, der laufen möchte, das doch sehr gut allein tun kann, oder dass er vielleicht sogar eine Scheu davor hat, dass diese ganze Sache nun in die Hände einer Organisation gerät, dass da reglementiert wird, dass da womöglich ein Trainer da ist; wie steht es damit?

Haule: Das ist sehr richtig, was Sie da sagen und es war immer unser Bestreben, die Angelegenheit so locker wie möglich und so unkompliziert wie möglich ablaufen zu lassen. Dennoch haben sowohl diejenigen, die schon längere Zeit laufen, das Bedürfnis, es nicht alleine zu tun, sondern in der Gemeinschaft, weil es einfach mehr Spaß macht, und der Anfänger kommt einfach alleine nicht über die Schwelle, um nun zu beginnen; man muss ihn unterstützen. Und das tun wir.

Currle: Ja – Sie sprachen vom Anfänger und das ist, glaube ich auch, eine Barriere, die es zu überwinden gilt. Wenn ich als Anfänger jetzt komme, ich bin vielleicht als Kind, als Jugendlicher zum letzten Mal gelaufen und habe mich sportlich betätigt, ich komme da jetzt hin und muss dann sehen, da sind Leute, die laufen jetzt schon seit Jahren, und da sind Leute, die laufen seit Monaten, muss ich da nicht denken, ich bin also jetzt überfordert, da kann ich nicht mithalten, das strengt mich viel zu sehr an.

Haule: Das ist sicher nicht der Fall, denn auch die Anfänger erkennen, dass bei uns Großväter mit ihren Enkeln, ältere Männer mit ihren auch nicht mehr ganz jungen Ehefrauen und junge Leute gemeinsam laufen, und dass wirkliche Anfänger dabei sind. Es sind sogar Leute bei uns, die kommen zum ersten Mal noch ohne Turnschuhe und sagen: Wissen Sie, ich will es erst einmal probieren, ehe ich mir Turnschuhe kaufe; die kommen mit Straßenschuhen, und auch mit denen laufen wir. Mit denen laufen wir dann eben kürzer. Und beim nächsten Mal haben sie dann Turnschuhe und dann geht es schon besser.

Currle: Nun ist es ja für Sie in Nellingen kein Neuland, diese Sache mit dem Lauftreff. Sie haben, glaube ich, schon 1969 angefangen. Vielleicht schildern Sie uns doch einmal, wie läuft das so ab bei Ihnen in der Regel? Wo treffen Sie sich, wann treffen Sie sich?

Haule: Wir treffen uns jeden Samstagnachmittag um 16:00 Uhr, in den beiden Wintermonaten Dezember und Januar um 15:00 Uhr, an einem ganz heißen Sommer auch mal erst um 17:00 Uhr, aber in der Regel um 16:00 Uhr am Waldparkplatz Sauhag, das liegt an der Straße Neuhausen/Nürtingen, etwa 1km hinter Neuhausen, Richtung Nürtingen. Dann wird sich erst einmal begrüßt, und dann laufen wir in ganz langsamem Tempo etwa 1200m bis zu einer Waldlichtung und dort macht eine Mitläuferin, die Gymnastiklehrerin ist, eine Lockerungsgymnastik von etwa 15 Minuten. Auch sie ist so dressiert, dass für jeden das richtige Maß möglich ist – einfach deshalb, wenn z.B. Kniebeugen gemacht werden (was im Übrigen keine gemacht werden), aber ich erwähne das nur als Beispiel, dann macht der eine 10 und der andere 2, so wie er eben kann.

Currle: Und dann gibt es ja diese Aufteilungen in die einzelnen – darf man sagen – Leistungsgruppen, also in die Alterskategorien etwa oder in die Kategorien der Trainierten, der weniger Trainierten und dann – wie lange dauert das Ganze?

Haule: Wir haben dann also 20-25 Minuten hinter uns und dann kommt eben diese Einteilung in die Gruppen, wobei man sagen muss, die Gruppen der geübten, da ist eigentlich nur eine Frage, was man heute eben tut, ob man eine halbe Stunde noch laufen will, oder eine Stunde noch, das ergibt sich dann. Die Anfänger werden schon vorher auf dem Parkplatz eingeteilt, mit ihnen werden auch Gespräche geführt. Sie werden gefragt, ob sie mit ihrem Arzt gesprochen haben, sie erhalten ein Merkblatt, sie erhalten Hinweise über zweckmäßige Kleidung usw. Die ganze Geschichte ist etwa nach einer Stunde beendet, es sei denn, es wird noch länger gelaufen, aber nach einer Stunde etwa sind die Leute dann wieder auf dem Parkplatz.

Currle: Nun gibt es ja außer Neuhausen im Bereich des Württ. Leichtathletik-Verbandes etwa eine ganze Anzahl von Lauftreffs. Wir haben also jetzt bereits über 30 in unserem Gebiet. Wie kann sich nun einer, der laufen möchte, informieren, ob es in seiner Umgebung etwas Derartiges schon gibt, oder in kurzer Zeit geben wird?

Haule: Er kann sicher bei seinem örtlichen Sportamt, bei jedem Turn- und Sportverein, auch beim Württ. Landessportbund Unterlagen anfordern. Es ist auch vorgesehen, dass sogar über die automatische Telefonauskunft Informationen über Lauftreffs gegeben werden.

 

Ja, meine Damen und Herren, es liefe alles viel besser, wenn wir mehr liefen. Dieses alte Wort kann man wohl über diese neue Aktion stellen.

Wenn Sie Lust haben, mitzulaufen: heute um 16:00 Uhr können Sie sich am Parkplatz am Sauhag an der Straße Neuhausen/Nürtingen bei Herrn Friedemann Haule melden.

Und dann viel Spaß!

Quelle: Vereinszeitschrift Spectrum des TV Nellingen

20 Jahre Lauftreff

Günter Wallraff, „Macher“ der damaligen Verbandszeitschrift WLV vor ORT schrieb 1995 zum 20-jährigen Bestehen der Lauftreffs:

Still und leise wurde die erfolgreichste Aktion, die die Leichtathletik in der gesamten Trimm-Aktion des Deutschen Sportbundes übernahm, zwanzig Jahre alt: Der Lauftreff. Mit großen Worte wurde in einer Jubiläumsveranstaltung in Dortmund daran gedacht.

Meine Erinnerungen an den liegen etwas anders, Ich betreute seit Ende 1968 eine Langlaufgruppe, die immer besser und schneller wurde, erfolgreich bei Volksläufen war und sich bei Meisterschaften immer gekonnter in Szene setzte. Für einen Anfänger war es unmöglich, mit dieser Gruppe mit zu trainieren. Nach zwei, drei Versuchen gab er frustriert auf. Das änderte sich auch kaum, als ich mich um die Neuen kümmerte, mit ihnen langsamer lief – das Tempo war immer noch zu schnell.

Bereits damals suchte ich nach einer Möglichkeit, wie man behutsam Anfänger zum Laufen bekommen könnte. Ähnliche Gedanken gab es auch woanders. In Leinfelden und in Nellingen hatten sich auch solche Laufgruppen gebildet, obwohl beide Vereine gar keinen Wald hatten. Man traf sich dann im Sauhag bei Neuhausen zum gemeinsamen Laufen. Der TV Nellingen - unter Friedemann Haule - nannte das damals Gruppe Zweiter Weg. Diese Gruppe hatte bei der Vorbereitung auf das Sportabzeichen die Liebe zum längeren Laufen entdeckt. Jeden Samstag trafen sich etwa 30 bis 40 Personen. Die Gruppe wuchs durch Mundpropaganda, Vereinsmitglied mußte man nicht sein, und Gebühren wurden auch keine erhoben.

Haule lud am 10. Februar 1973 - also noch lange vor dem ersten offiziellen Lauftreff in Dortmund - alle Laufwilligen in den Sauhag ein. Angeboten wurden Laufstrecken von 3, 4, 6, 8, 12 und 15 km. Gemeinsam lief eine über hundert Personen umfassende Gruppe etwa 1,5 km. Dort wurde eine gemeinsame Gymnastik gemacht; ehe sich die einzelnen Laufgruppen auf die verschiedensten Strecken verteilten. Das war für mich der erste Lauftreff. Um 19 Uhr folgte in Nellingen ein Diskussionsabend mit dem damals sehr bekannten Meinrad Nägele, Köln (Unkostenbeitrag 1,50 DM), und anschließend gab es einen Tanzabend.

In Dortmund gab es Enzio Busche, der 2. Vorsitzende der Interessengemeinschaft älterer Langstreckenläufer. Der machte im März 1974 den Vorschlag, an landschaftlich reizvollen Stellen überall in der Bundesrepublik Lauftreffs einzurichten. Erfahrene Langstreckenläufer sollten dort völlig Untrainierte, Beleibte und Rekonvaleszenten zu einem Stundenlauf von etwa 5 km verhelfen. Ich setzte mich mit ihm in Verbindung, um etwas von seinen ersten Erfahrungen zu übernehmen. Da der Deutsche Sportbund immer nach geeigneten Trimmaktionen suchte, wurde seine Idee dort auf­ gegriffen. Denn inzwischen gab es etwa 40 Vereine, die bereit waren, Lauftreffs einzurichten. Der erste DSB-Lauftreff wurde am 20. Oktober 1974 in Dortmund registriert.

Mein erstes Modell für einen Lauftreff stellte ich in meinem Verein am 25. September 1974 einer skeptischen Mehrheit vor. Der Lauftreff wurde am 18. Oktober 1974, also zwei Tage vor dem 1.  Lauftreff in Dortmund - unter der Nummer 145 vom Deutschen Sport-Bund genehmigt.  Ich rührte die Werbetrommel. Am 23. November 1974, eine Woche nach dem ersten autofreien Sonntag, hatte ich an einem trüben Samstagnachmittag um 15 Uhr stolze 42 Teilnehmer. Der vorgesehene Raum reichte gar nicht, denn ich erklärte erstmal, worum es ging, warum ich lief, beschrieb das Modell, und erst danach gingen wir für etwa 30 Minuten ins Freie zum Laufen. Auffallend war, dass die Teilnehmer aus der ganzen Umgebung kamen - der weiteste hatte über 60 km. Die Gründung der ersten Lauftreffs geschah noch außerhalb der Leichtathletik, aber WLV-Volkslaufwart, Harold Gähr (Unterensingen) beobachtete die Entwicklung sehr genau. Am 15. Oktober 1974 registrierte er in Württemberg schon in zehn Vereinen die Bildung von Lauftreffs. Er schrieb die Vereine mit Langstreckenläufern gezielt an und rief zu weiteren Gründungen auf. Der WLV hatte 1974 62530 Mitlieder, ein Jahr später waren es bereits 67401. Auf der ersten Lauftreffliste erschienen: Leinfelden (Esefeld), Münchingen (Wallraff), Heilbronn (Merkle), Ravensburg (Widmann), Weingarten (Schäfer), Heidenheim (Hirlinger), Kressbronn (Birk), Bitzfeld (Munz), Wildbad (Sander), Maulbronn (Dürr), Stuttgart (Sonntag), Schorndorf (Dieterle), Schafhausen (Apitz) und Lauchheim (Ulbrich).

Bereits 222 Lauttreffs registrierte der DSB am 30. Januar 1975, im März 1975 gab es 23 Lauftreffs im WLV, im Juni 1975 waren es schon 45. Harold Gähr lud deshalb alle Lauftreffleiter zu einer ersten Zusammenkunft in das Hotel Vetter in Nürtingen. Am 28. Juni 1975 trafen sich 45 Teilnehmer aus 26 Lauftreffs, wobei zusätzlich noch 6 Vertreter kamen, die einen Lauftreff gründen wollten. Das war der Beginn der heute selbstverständlich erscheinenden Lauftreffleiter-Tagungen. Der 9. Mai 1976 sah den ersten Trimm-Trab ins Grüne, das neue Laufen ohne zu schnaufen. Der DSB proklamierte diesen Tag zum Tag des Trimmtrabs. An 1003 Ablaufpunkten wurden die Leute zum Laufen animiert über eine symbolische Strecke von 1976 Metern. Am 13. August 1976 waren 805 Lauftreffs gemeldet, davon 60 beim WLV. Als weiße Flecken wurden u.a. der südliche Schwarzwald, der Hochschwarzwald und das Allgäu ausgewiesen. Die Mitgliederzahlen des WLV stiegen auf 71038, damit war der WLV der drittstärkste Verband im DLV, 1977 waren es 73258.

Hier bahnte sich eine Entwicklung an, die sich immer mehr vom Leistungssport wegentwickelte. 1976 erstellte der WLV einen Breiten- und Freizeitsportplan. Volkslaufwart Gähr war nebenher auch noch Breitensportwart, er musste sich zusätzliche Mitarbeiter suchen. Lothar Otto (Vogt) übernahm die 40 Volksläufe, Rolf Baur (Tübingen) die Lauftreffs. Dazu entstand der Freizeit-Übungsleiter, der mit 28 Übungsleiter seinen Anfang nahm.

Die Entwicklung der Lauftreffs ging zunächst an den leistungssportorientierten Verbänden vorbei. Harold Gähr musste manche bittere Niederlage hinnehmen, besonders, als dem Breitensport vom WLSB Geld zur Verfügung gestellt wurde. 1979 wurde der Breitensport in der Satzung des WLV verankert. Friedemann Haule übernahm die Lauftreffs. Die ersten Hausfrauen-Lauftreffs entstanden, dazu gab es erste Laufseminare. Der frühere Süddt. Meister über 800 m, Kurt Schittenhelm, legte ein erstes Ausbildungskonzept vor. Auch der immer stärker aufkommende Seniorensport gehörte in diesen Bereich. In den Kreisen und Bezirken sollte ein Breitensportmitarbeiter die Belange vertreten. Allerdings tut man sich da bis heute schwer.

Zum ersten Mal bekamen die Teilnehmer am 23. April 1978 beim TrimmTrab einen Trimmtaler. Den bezahlte die AOK, inzwischen haben manche Teilnehmer eine hübsche Sammlung beieinander. Am 1. Januar 1979 ging der Lauftreff wieder in die Obhut des DLV zurück und damit wieder in die Zuständigkeit des Fachverbandes. Innerhalb von 5 Jahren hatte sich die Aktion Lauftreff zu einem Hit in der Trimm-Aktion des DSB entwickelt Die Entwicklung ging rasant weiter. Inzwischen gibt es fast flächendeckend 2700 Lauftreffs in Deutschland, bei denen etwa 1 Million Menschen ohne großen Aufwand sich bewegen können.