Auf dem Sprung: Wolfgang Kreißig
  22.09.2022 •     WLV , Top-News WLV


Eines der neuen Gesichter im Vorstand des WLV ist Dr. Wolfgang Kreißig, ehemaliger Weltkasse-Hochspringer und bislang bereits als Vorsitzender des WLV-Rechtsausschusses in die Verbandsarbeit eingebunden. Ewald Walker stellt ihn im Interview, das er bereits im Vorfeld des WLV-Verbandstags führte, vor.

Ehemalige Spitzensportler in ehrenamtlichen Ämtern kommt nicht allzu häufig vor. Sebastian Coe an der Spitze des Internationalen Leichtathletik-Weltverbandes ist ein solches Beispiel. Der ehemalige Weltklasse-Hochspringer Wolfgang Kreißig, Olympia-Achter und Neunter in Sydney und Atlanta mit einer Bestleistung von 2,34 Meter ist auch nach seiner aktiven Laufbahn „auf dem Sprung“. Er wurde am vergangenen Wochenende in Bad Liebenzell in den Vorstand des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes (WLV) gewählt „Ich möchte mir die Verbandsarbeit erst mal anschauen, eine weitergehende Funktionärs-Laufbahn ist aber durchaus denkbar“, blickt der 52-jährige Wahl-Baden-Württemberger im Gespräch mit Leichtathletik nach vorne. 

Was motiviert Wolfgang Kreißig als vierfachen Familienvater ein Ehrenamt beim WLV anzunehmen?

Wolfgang Kreißig: Ich sehe die Leichtathletik immer noch als große Familie. Es ist mir ein Anliegen, von dem, was ich in der Leichtathletik als Aktiver bekommen habe, wieder etwas zurückzugeben. Zudem arbeite ich ja bereits seit ein paar Jahren jeweils als Vorsitzender des Rechtsausschusses beim WLV und beim DLV mit“.

Gibt es zu dieser Funktion berufliche Anknüpfungspunkte?

Wolfgang Kreißig: Ja, ich bin Jurist und habe unter anderem als Rechtsanwalt und als Richter am Landgericht Stuttgart gearbeitet. Seit April 2017 bin ich als Präsident der Landesanstalt für Kommunikation (LFK) tätig. In dieser Funktion habe ich die Aufsicht über die privaten Hörfunk- und Fernsehveranstalter, aber etwa auch über Internetangebote von Youtubern und Influencern. Aktuell obliegt mir auch die bundesweite Koordination der Landesmedienanstalten, ich bin damit verantwortlich für über 50 Mitarbeiter in Stuttgart und Berlin.

Können Sie da ein Beispiel aus Ihrer Arbeit nennen?

Wolfgang Kreißig: „Unser Arbeitsspektrum als Medienaufsicht ist vielfältig und zielt übergreifend auf die Sicherung von Meinungsfreiheit- und Medienvielfalt. In der Aufsicht geht es um klassische Themen wie die Lizensierung von Rundfunkprogrammen, die Einhaltung von Werbekennzeichnungen in den Medien  oder den Jugendmedienschutz beispielsweise im Zusammenhang mit pornografischen Inhalten. Ein zunehmend wichtiges Thema ist die Vermittlung von Medienkompetenz.

Sind Sie da auch im politischen Bereich tätig?

Wolfgang Kreißig: „Wir machen keine Politik, unsere Entscheidungen können aber durchaus politische Auswirkungen haben. Wir hatten in diesem Jahr den Fall, dass wir den russischen Propaganda-Sender RT.DE als TV-Angebot untersagt haben. Als Reaktion hat Putin am Tag darauf eine Sendeverbot in Russland für die Deutsche Welle erteilt“.

Sie haben Ihre Promotion an die Uni Mainz über ein sportbezogenes Thema geschrieben…

Wolfgang Kreißig: „Der Sportverein in Krise und Insolvenz“, war mein Thema, das ich unter anderem anhand von Fallbeispielen bearbeitet habe“.

Was waren denn die Höhepunkte ihrer sportlichen Laufbahn?

Wolfgang Kreißig: „Natürlich die beiden Olympiateilnahmen 1996 in Atlanta und 2000 in Sydney und die beiden deutsche Meistertitel in diesen beiden Jahren. Ein zweiter und zwei dritte Plätze beim weltbesten Hochsprungmeeting in Eberstadt haben mir sehr viel bedeutet. Meine persönliche Bestleistung mit 2,34 Meter 1999 im Rahmen der Junioren-Gala in Mannheim aufgestellt, war etwas Besonderes, weil ich danach nur knapp am Deutschen Rekord von 2,37 Meter gescheitert war“.

Wer waren die deutschen Konkurrenten in Ihrer Zeit?

Wolfgang Kreißig: „Das waren vor allem Martin Buss, der Weltmeister von 2001, Ralf Sonn und Hendrik Beyer“.

Sie führen mit Alina Astafei, eine der erfolgreichsten deutschen Hochspringerinnen aller Zeiten eine “Hochspringer-Ehe“. Spricht man da ständig über den Hochsprung?

Wolfgang Kreißig: “Nein. Aber natürlich schauen wir die Leichtathletik im TV an. Wir waren zuletzt auch in München bei der EM im Olympiastadion vor Ort. Das hat uns super gut gefallen. Deutschland hat ja noch immer ein tolles Leichtathletik-Publikum“. 

Mit welchen Erwartungen gehen Sie jetzt in den Vorstand des WLV?

Wolfgang Kreißig: „Ich werde zunächst einmal herausfinden wollen, wie ein solcher Verband funktioniert, um im nächste Schritt dann möglicherweise auch Ideen zu dessen Weiterentwicklung einbringen zu können“.

(Interview: Ewald Walker)


Dr. Wolfgang Kreißig

Geboren 1970 in Gehrden (Niedersachsen), verheiratet mit Alina Astafei (Olympiazweite im Hochsprung von Barcelona 1992),  Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg in Stuttgart; Hochspringer, Bestleistung 2,34 Meter, Neunter der Olympischen Spiele 1996 in Atlanta, Achter der Olympischen Spiele 2000 in Sydney, Deutscher Meister der Jahre 1996 und 2000, Dritter der Junioren-EM 1989, Fünfter der Hallen-WM 1997, 2. Platz Universiade 1995, Vorsitzender des Rechtsausschusses des DLV und Vorstand Bildung und Sport des WLV.


Ein Bild aus der aktiven Karriere als Hochspringer von Wolfgang Kreißig: Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften am 30. Juni 2001 im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion



Auf dem Sprung: Wolfgang Kreißig