DM Braunschweig | Malaika Mihambo inspiriert mich

  28.06.2024    WLV Top-News WLV Wettkampf BLV Top-News BLV BLV-Wettkampf BW-Leichtathletik Top-News BW-Leichtathletik Wettkampfsport
Weitspringerin Mikaelle Assani (21) hat sich in die Fußstapfen der Leichtathletik-Überfliegerin begeben. Nach Mihambo-Absage ist sie Titelfavoritin für die DM in Braunschweig.

Sie trägt einen biblischen Namen und holt sich viel Kraft aus dem Glauben. Mikaelle Assani (SC Heel Baden-Baden) ist in den vergangenen Monaten mit Gottes Hilfe in die Weltspitze des Weitsprungs vorgestoßen. Im Schatten der Überfliegerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), der Olympiasiegerin, zweifachen Welt- und Europameisterin, ist Assani zuletzt Vierte der Hallen-WM in Glasgow (Großbritannien) und vor wenigen Tagen auch Vierte bei der EM im Olympiastadion in Rom (Italien) geworden und damit in die Weltklasse aufgerückt. 

In Glasgow fehlte ihr ein Zentimeter zu Bronze, in Rom verpasste sie weitengleich mit der drittplatzierten Portugiesin Agate de Sousa nur aufgrund des schlechteren zweiten Versuchs Edelmetall. Dreimal ist sie jetzt 6,91 Meter gesprungen und damit sechs Wochen vor den Olympischen Spielen in Paris auf Rang fünf der aktuellen Weltbestenliste gelandet, lediglich drei Zentimeter hinter der Dritten Larissa Iapucchino (Italien). Assanis Jubelsprünge über ihre Leistung hinter der Weitsprunggrube wollten fast nicht enden, sie sprang danach in die Arme ihres Trainers Udo Metzler und Bundestrainer Ulli Knapp. „Jetzt wird es tatsächlich Zeit für eine Medaille auf internationaler Ebene“, meinte die erst 21-jährige Weitspringerin, die in Pforzheim geboren und in Karlsruhe aufgewachsen ist. Sie hat eine Mutter aus Kamerun, die ihr ganz viel Rückendeckung für den Leistungssport gibt. 

Ihr steiler Aufstieg hatte im Winter bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig begonnen. Da forderte sie im Duell der Generationen die scheinbar übermächtige Malaika  Mihambo (30) mit 6,91 Metern heraus. Assani lag lediglich vier Zentimeter hinter der Überfliegerin und wurde Vizemeisterin. „Ich kann es kaum glauben, was heute passiert ist“, erklärte der Sprungfloh aus Baden. „Es war der beste Wettkampf ihres Lebens“, zeigte sich auch ihr Trainer Udo Metzler damals beeindruckt. Den hat sie in Rom wiederholt und setzt nun zu weiteren weiten Sprüngen an. „Jetzt habe ich auch die sieben Meter im Visier“, sagt die Studentin der Bio-Ingenieurwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Für den ersten Satz über die „magische sieben“ hat Trainer Metzler eine Wette angeboten: er muss sich die Fingernägel farblich lackieren, wenn es passiert. Mihambo ist 2019 mit 25 in Rom mit 7,07 Metern erstmals über die sieben Meter gesprungen. Assani steht schon mit 21 an dieser Schwelle. Der „Engel Mikaelle“ legt Wert auf sein Äußeres. Ihre Frisur wechselt von Cornrows zu Dutt oder… Zuständig ist ihre Mutter, die Frisörin, und Assani hat eine weitere Leidenschaft: sie modelt noch neben dem Weitsprung.  

Zusammen mit der erst 19-jährigen Laura Raquel Müller (Unterländer LG), die zu Beginn der Hallensaison mit 6,81 Metern ebenfalls in die Weltspitze sprang, hat der DLV ein starkes Trio im Sand. „Drei Weitspringerinnen unter den besten acht in Europa hatten wir noch nie“, stellte Bundestrainer Ulli Knapp fest. Mihambo sei wie eine große Schwester zu ihr, sagt Assani. Die Konkurrentinnen im Sand sind Freundinnen. In Rom hatten sie sich gemeinsam aufgewärmt. „Malaika inspiriert mich sehr“, sagt Assani und Udo Metzler, der schon Julian Howard zu einem 8,20 Meter-Springer formte, ergänzt: „Konkurrenz beflügelt“. Die Devise für das hoffnungsvolle Talent: „The sky is the limit“ (Der Himmel ist die Grenze). Bei den Deutschen Meisterschaften am Wochenende in Braunschweig muss  Malaika  Mihambo nach einer erneuten Corona-Erkrankung, die sie zu einer einwöchigen Pause zwang, passen. Assani zeigt sich selbstbewusst: „Ich werde angreifen und möchte um den Titel mitspringen“. Sie wird sich auch dort wie in Rom während des Wettkampfs nach innen zurückziehen. „Ich bete und vertraue auf Gott“, verweist sie auf ihre innere Einkehr. 
„Das wird ein Leichtathletik-Superjahr“ hat Mihambo angekündigt. Mit den 7,22 Metern und ihrem zweiten EM-Titel hat sie bereits geliefert. In Paris könnte sie mit ihrem zweiten Olympiasieg der nächste Coup folgen. Und Youngster Assani sagt selbsbewusst: „Bei den Olympischen Spielen möchte ich unter die besten acht“.  
 

DM-Infos
Vetter, Weber, Lückenkemper und Hartmann im Blickfeld
Bei den Deutschen Meisterschaften der Leichtathletik am kommenden Wochenende in Braunschweig geht es neben den nationalen Titeln auch um die letzten Tickets für die Olympischen Spielen in Paris (1. bis 11. August). Schon 2020 und 2021 wurden in Braunschweig die DM-Titel vergeben. 
Im Mittelpunkt steht Speerwurf-Vize-Europameister Julian Weber (USC Mainz). Auf dem Weg nach Paris will auch die fünfache Deutsche 400 Meter-Hürdenmeisterin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) nach einer Verletzungspause wieder angreifen. Ein Versprechen auf den Titel im Kugelstoßen der Frauen ist Vize-Weltmeisterin Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim). Im Sprint sind die Augen auf Gina Lückenkemper (SCC Berlin) und Joshua Hartmann (ASV Köln) gerichtet. Der deutsche 200-Meter-Rekordler hat sich zuletzt mit 10,06 Sekunden der begehrten 10 Sekunden-Grenze genähert. Nach dem Verzicht von Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen) rückt Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) ins Blickfeld. Gespannt schaut man auf das Comeback von Johannes Vetter (LG Offenburg). Der zweitbeste Speerwerfer aller Zeiten (97,79 Meter), kehrt nach elf Monaten Verletzungspause zurück.           

Ewald Walker / wlv